Archiv für den Monat: Februar 2015

Endlich unterwegs in der Karibik

Von Trinidad nach St. Lucia

Sieben Knoten Fahrt, Sonne, kaum Wellen und ein spannendes Buch im Cockpit, so hatten wir uns die Segelei eigentlich vorgestellt und genauso wurde die Überfahrt von Trinidad nach Grenada, eine der Inseln, die wir auf dem Weg nach St. Lucia passierten. Leider sollte uns dieses Vergnügen, mit dem Strom und mit halbem Wind dahinzugleiten, nur für vierundzwanzig Stunden vergönnt sein. Am Morgen nach der ersten Nacht hatte der Wind deutlich aufgefrischt und da wir nun einen mehr nordöstlichen Kurs hatten, sich der Wind aber auch auf eine nordöstliche Richtung eingepegelt hatte, ging es recht rau zu. Mit Hellwerden stellte Paul dann fest, dass unser Schlauchboot sich auf dem Vordeck mit Wasser gefüllt hatte und dabei war, vom Boot zu rutschen. Da half nur: Messer raus, Boot los schneiden, den Holzboden raus und die Gummihülle zusammenrollen und neu fest laschen. Klitschnass und mit aufgeschürften Knien beschlossen wir nun, nicht mehr ganz so hart am Wind zu segeln und dafür lieber im Windschatten der Inseln die Abweichung vom Kurs mit dem Motor wieder einzuholen. Leider war da der Motor anderer Meinung. In der zweiten Nacht, als wir uns unter Maschine gerade St. Vincent, der letzten Insel vor St. Lucia, näherten, bemerkten wir das unser Diesel heiß gelaufen war. Da wir dieses Problem schon öfter hatten, es aber bisher jedes Mal zumindest provisorisch selbst in den Griff bekamen, machten wir uns zunächst keine Sorgen. Entweder mussten wir Kühlwasser nachfüllen oder das Thermostat rausschmeißen. Es stellte sich jedoch heraus, dass genug Kühlwasser vorhanden war, dieses jedoch trotz entferntem Thermostat nicht im Motor zirkulierte. Das Problem musste also bei der Wasserpumpe liegen, eine Theorie die durch ihren verschmorten Geruch untermauert wurde. Leider war da auf See gar nichts zu machen außer: Maschine aus und Segel hoch. Die Etappe von St. Vincent nach St. Lucia wurde daraufhin ziemlich nervenaufreibend, da wir es uns ohne Maschine nicht leisten konnten, so weit wie bisher vom Kurs abzufallen. Also: wieder dicht an den Wind und eine Menge Salzwasser an Deck. Glücklicherweise war hinter St. Lucia ein wenig mehr Wind als hinter den anderen Inseln, was unsdie Cahnce gab, unter Segeln an unser Ziel, Marigot Bay, heran zu kreuzen, um uns dann von einem Hilfsbereiten Fischer in die zum Kreuzen zu enge Bucht schleppen zu lassen. Einen halben Tag später als gedacht lagen wir dann nachmittags endlich vollkommen geschafft aber sicher in der Marina und konnten uns ein kaltes Bier nach einem unserer bislang härtesten Törns gönnen.

Eine schöne Aussicht nach den Strapazen
Eine schöne Aussicht nach den Strapazen

Bereits eine Stunde später hatten wir einen Mechaniker an Bord, der unsere verbrannte Wasserpumpe mit ungläubigem Blick in Augenschein nahm. Diese Pumpen seien für die Ewigkeit gebaut und so etwas habe er noch nie gesehen, meinte er und bestellte sogleich die seinen Worten nach einzige Pumpe auf der ganzen Insel, so dass wir bereits am nächsten Morgen wieder klar zum Auslaufen waren.

Island Cruise

Endlich einmal eine Pause für den Autopiloten
Endlich einmal eine Pause für den Autopiloten

Ein paar Stunden nach unserer Ankunft hatten wir auch Linn Charlottes Eltern ausfindig gemacht, die die unerwartet lange Wartezeit mit einer Bustour über die Insel verkürzten. Bei einem leckeren gemeinsamen Abendessen feierten wir unser Wiedersehen und planten die nächsten Tage, in denen sie Teil von Amanda-Trabantheas Mannschaft sein würden. Sie hatten noch zehn Tage, um ihren Heimflug von Antigua zu erreichen, genug Zeit um jeder Insel dazwischen zumindest einen kurzen Besuch abzustatten. Den kürzesten aller Besuche erhielt Martinique, wo wir nicht einmal einen Fuß an Land setzten. Um auf den anderen Inseln ein wenig mehr Zeit zu haben, beschlossen wir, lediglich vor Anker zu übernachten und dann mit Sonnenaufgang in Richtung Dominica weiter zu segeln.Man sagt, würde Kolumbus heute noch einmal in die Karibik kommen, so wäre Dominica die einzige Insel, die er wiedererkennen würde. Mit vergleichsweise wenig Tourismus und nahezu unberührter Natur lud sie uns dazu ein, einen ganzen Tag am Strand zu lümmeln, Kokosnüsse zu essen und auszutrinken und den Höhepunkt bildete das Abendessen, das wir am Strand über dem Lagerfeuer kochten. Den nächsten Tag nutzten wir dazu, uns ein wenig in der Stadt umzusehen, bevor wir uns am späten Nachmittag auf eine Nachtsegeletappe nach Guadeloupe aufmachten.

Nur keinen Sand in die Pfanne bekommen!
Nur keinen Sand in die Pfanne bekommen!

Unseren Ankerplatz hier erreichten wir eine gute Stunde nach Sonnenaufgang. Während Linn Charlotte und Papa Per nach ihrer Nachtwache noch tief und fest schliefen, genossen Evy und Paul bei einer Tasse Kaffee die morgendliche Stimmung über dem kleinen Städtchen, an das die Bucht, in der wir lagen, grenzte. Zu hören waren lediglich die Kirchenglocken und Hahnenschreie und das tiefblaue Wasser ringsum lud dazu ein, nach dem Kaffee für ein kurzes Bad vom Deck zu springen.

Da muss man erst nach Frankreich, um einen halben Liter Bier zu bekommen!
Da muss man erst nach Frankreich, um einen halben Liter Bier zu bekommen!

Nachdem auch der Rest der Mannschaft wach war, machten wir uns nach einem leckeren Frühstück auf an Land. Als Departement de France bietet Guadeloupe eine vollkommen andere Atmosphäre als die Inseln, die wir bisher besuchten und die alle zwar Teil des Commonwealth, sonst aber autonome Staaten waren. Mit Euro als amtlichem Zahlungsmittel und französischen EU- Nummernschildern bekommt man schnell das Gefühl, sich auf europäischem Boden zu befinden. Die Temperaturen, die Palmen und die bunten Häuser hingegen lassen keinen Zweifel an der geographischen Lage und so ergibt sich eine ganz eigene Atmosphäre, die wir bei einem Bummel durch die Stadt, französischem Essen und belgischem Bier auf uns wirken ließen.

Guadeloupe, ein karibisches Stück Europa

Am nächsten morgen starteten wir unsere letzte Etappe von Guadeloupe nach Antigua. Ziel war die Hauptstadt St. Johns in Norden der Insel und im Laufe des Tages sah es mehr und mehr danach aus, als würden wir eine Ankunft im Hellen nicht mehr schaffen. Jedoch erspähten wir nachmittags einen einsamen weißen Strand, das Wasser hatte mit sieben Metern genau die richtige Tiefe zum Ankern und war durch den weißen Korallensand darunter türkis-blau. Wir brauchten keine zwei Minuten um uns dafür zu entscheiden, dass es genug sei, am nächsten Tag in der Hauptstadt anzukommen. Mit einem kalten Bier und dem Sonnenuntergang im Rücken genossen wir die Aussicht auf unseren eigenen Traumstrand.

Auf den ersten Blick ein Traumstrand!
Auf den ersten Blick ein Traumstrand!

Als wir am nächsten Morgen mit dem Schlauchboot an den Strand fuhren, wurde schnell deutlich, warum wir die Einzigen hier waren. Kleine Korallenriffe mit hunderten von Seeigeln machten das Anlanden zu einer echten Herausforderung und das Grün hinter dem Sandstrand waren dichte Dornbüsche und die wenigen Palmen trugen untypischer Weise keine Kokosnüsse. Dennoch hatten wir so kurz vor Ende der Reise hier die Möglichkeit bekommen, uns ein Bisschen wie Robinson zu fühlen. St. Johns erwies sich für uns leider als Enttäuschung. In unserem Reiseführer wurde die Stadt als historisches Kleinod angewiesen, das es dem Segler ermöglicht, in den historischen Dockanlagen zu liegen und den Geist der Kolonial- und Piratenzeit zu schnuppern. Die Wirklichkeit sah dann so aus, dass wir nahe einer Kläranlage im Schlamm ankern mussten, um dann mit dem Schlauchboot zwischen zwei Kreuzfahrtschiffen festzumachen. Zwar gab es in der Tat einen kleinen historischen Stadtkern, der jedoch war voll mit teuren Restaurants und Souvenirläden und überschwemmt mit tausenden Kreuzfahrttouristen. Wir ließen uns davon jedoch nicht unseren letzten Tag vermiesen und nutzten den Abend für ein letztes gemeinsames Abendessen im Keller eines der historischen Gebäude, bevor Evy und Per dann am nächsten Vormittag in ihr Taxi zum Flughafen stiegen und uns ein wenig wehmütig hier zurück ließen.

English Harbour

Nelsons Dockyard
Nelsons Dockyard, historischer Marinestützpunkt

Nach der anstrengenden Zeit in Trinidad und nach zehn Tagen toller Erlebnisse aber auch etwas Zeitdruck und mit vier Personen etwas beengter Verhältnisse an Bord standen wir nun erstmals seit Beginn unserer Reise vor der Frage, was wir nun machen und wohin wir segeln sollten. Bis zum Einsetzen der Hurricansaison hatten wir noch zwei Monate Zeit und somit entschieden wir uns ersteinmal dafür, ein paar Tage auszuspannen. Nach einem kurzen Stopp in einer größeren Marina im Westen von Atigua ankerten wir dafür in English Harbour, einer historischen englischen Dockanlage aus dem 18. Jahrhundert. Die gesamte Anlage ist original erhalten und dient heute als Marina vor allem für große Luxusyachten. Im Gegensatz zu St. John fühlten wir uns hier wirklich in die Piratenzeit zurückversetzt und bedauerten, dass wir nicht mit Linn Charlottes Eltern hierher gekommen sind.

An zwanzig meter hohen Klippen brechen sich die Wellen des Atlantiks
An zwanzig meter hohen Klippen brechen sich die Wellen des Atlantiks

Neben den historischen Hafen- und Festungsanlagen war es auch die Natur, die diesen Teil der Insel für uns zu einem der Höhepunkte unserer Reise machte. Kommt man aus der geschützten Bucht, brechen sich die großen Atlantikwellen an den steilen Kliffs der Küste. Das Wasser ist Glasklar, so dass man von den schmalen Wanderpfaden aus tief unter die Oberfläche schauen kann und ein Riff am Eingang der Bucht bietet ein beeindruckendes Schnorchelerlebnis. In dieser Umgebung fiel es uns leicht, endlich in Urlaubsstimmung zu verfallen und so wurden aus den geplanten drei bis vier Tagen Aufenthalt letztendlich ganze zehn.

Montserrat

Bei Wanderungen entlang der Küste im Süden Antiguas ist am Horizont deutlich der noch immer rauchende Kegel von Soufrière Hills auf der Vulkaninsel Montserrat auszumachen.

Am Horizont sieht man Montserat und der Vulkan ist sehr aktiv.
Am Horizont sieht man Montserat und der Vulkan ist sehr aktiv.

Da die Insel genau in Windrichtung lag, war unser neues Reiseziel schnell bestimmt und wir hatten endlich die nötige Motivation, den Anker wieder an Bord zu hieven und unsere Reise fortzusetzen. Da der Wind sich jedoch ausgerechnet an diesem Tag eine Pause gönnte, erreichten wir unseren Ankerplatz erst einige Stunden nach Sonnenuntergang und weil zudem gerade Neumond war, mussten wir uns ohne Sicht beim Ankern auf Radar und Echolot verlassen. Am nächsten Morgen lagen wir jedoch noch immer an Ort und Stelle und somit trauten wir uns, unsere Amanda-Trabanthea zu verlassen und die Insel zu erkunden. Montserrat steht im starken Kontrast zu allen anderen Inseln der kleinen Antillen, die unser momentanes Segelrevier darstellten. Ein Vulkanausbruch, der sich von 1995 bis 1997 hinzog, begrub die Hauptstadt Plymouth im Süden unter sich und zwang den größten Teil der Einwohner zur Evakuierung der Insel.

Wo früher eine Hauptstadt war, schauen nun noch einige Dächer aus dem Boden.
Wo früher eine Hauptstadt war, schauen nun noch einige Dächer aus dem Boden.
Eine Großbaustelle und mittendrin ein Konzerthaus, in dem nebenbei auch das Parlament tagt.
Eine Großbaustelle und mittendrin ein Konzerthaus, in dem nebenbei auch das Parlament tagt.

Die Bevölkerung brach von über 11.000 ein auf unter 3.000 und erholt sich seitdem nur langsam wieder. Dem eisernen Willen und für die Region untypischem Arbeitseifer der auf der Insel gebliebenen Menschen ist es zu verdanken, dass inzwischen wieder über 5.000 Leute dort leben und im Norden eine Neue Hauptstadt und Infrastruktur aufbauen. Folglich gleicht die Umgebung einer Arten riesigen Autobahnbaustelle, in der sich immer wieder Oasen mit bereits fertiggestellten Restaurants, Straßenzügen und dem neuen Kulturhaus finden, in dem ein paar mal im Monat auch das Parlament tagt. Mit einem einheimischen Taxifahrer, der persönlich von der Katastrophe betroffen war, lernten wir auch den Süden der Insel kennen. Da dieser Teil immer noch Sperrgebiet ist, mussten wir uns zunächst bei der örtlichen Polizei anmelden, bevor wir durch ein eigens errichtetes Tor in das Ausbruchsareal fuhren. Zunächst führte uns Joe Philipe durch die ehemaligen Vororte der Hauptstadt, wo auch sein ehemaliges Haus steht. Zwar nicht direkt vom Ausbruch betroffen wurden diese Gebiete dennoch sicherheitshalber evakuiert. Nur für das Wochenende, so hieß es, und für unseren Chauffeur sollte dies, so meinte er, das längste Wochenende seines Lebens werden. Über die Jahre hat die Natur wieder die Herrschaft übernommen und so sieht man Straßenlampen und Strommasten, die Mitten im Dschungel zwischen den Bäumen herausschauen und neben der Straße sieht man immer wieder Häuserdächer, die vom dichten Gestrüpp überwuchert werden.

Wo früher einmal Vorstadt war, nimmt nun der Dschungel wieder die Zügel in die Hand
Wo früher einmal Vorstadt war, nimmt nun der Dschungel wieder die Zügel in die Hand

Jagte uns diese Szenerie bereits einen Schauer über den Rücken, so bekamen wir beim Besuch der Hauptstadt eine ausgewachsene Gänsehaut. Bis zu zehn Meter Asche und Schlamm bedecken Häuser und Straßen, die noch in den 1990er Jahren voller Menschen und Leben waren. Ein paar Dächer, ein Kirchturm und ein Basketballkorb ragen aus der Asche und machen so das Ausmaß der Katastrophe viel deutlicher, als wenn Schlamm und Asche jede Spur von Besiedelung unter sich begraben hätten. Die Stille, die über dem Areal lag, verstärkte die bedrückende Atmosphäre und der Besuch eines alten Hotels, in dem selbst die alten Rechnungen noch im Büro lagen, bildete den Abschluss einer Tour, die sich wohl noch lange Zeit in unserer Erinnerung lebendig halten wird.

Da ist ein wenig Papierarbeit liegen geblieben...
Da ist ein wenig Papierarbeit liegen geblieben…

Bequia

Auf eigene Faust gab es auf Montserrat nicht viel zu erleben. Wie bereits erwähnt, glich der größte Teil der sicheren Zone einer großen Baustelle und der Ankerplatz war ein improvisierter Fähr- und Frachthafen, um den sich über die Jahre die neue Hauptstadt entwickeln soll. Daher verließen wir die Insel nach bereits drei Tagen und nahmen Kurs auf Bequia im Inselstaat St.Vincent and the Grenadines. Bereits auf Barbados wurde uns von dieser Insel vorgeschwärmt und da sie auf dem Weg lag, sollte sie unsere vorerst letzte Station werden, bevor wir einen sicheren Platz für die Hurrikansaison finden mussten.

Einmal mehr ein idyllisches Plätzchen, um den Anker fallen zu lassen
Einmal mehr ein idyllisches Plätzchen, um den Anker fallen zu lassen

Auch Ragga hatte uns viel von Bequia erzählt und bei unserer Ankunft waren wir erst einmal skeptisch, ob nicht all die Leute in ihrer Erinnerung reichlich übertrieben haben. Doch sie sollten recht behalten. Bei Sonnenuntergang warfen wir unseren Anker auf ungefähr sechs Meter Tiefe in kristallklares Wasser auf sandigen Grund. Einen kleinen Dämpfer erhielt unsere Laune, als auf dem Weg zur nächstgelegenen Strandbar unser Außenbordmotor heiß lief und stehenblieb. Da jedoch Bequia trotz seiner geringen Größe eines der beliebtesten Segelziele der Karibik ist, war es kein Problem, einen Mechaniker zu finden. Ein einheimisches Boot schleppte uns am nächsten Morgen mit unserem Schlauchboot in den Hafen und uns blieb gerade genug Zeit, endlich einmal wieder ein paar frische Nahrungsmittel einzukaufen, bevor unser 5-PS´er wieder lief wie neu.

Auf der Jagd nach kostenlosem Luxusessen
Auf der Jagd nach kostenlosem Luxusessen

Die nächsten Tage über fühlten wir uns wie im Paradies. Wie von Ragga versprochen, wohnten massenweise Langusten unter den Steinen unter dem Boot und warteten im Grunde nur darauf, von Paul mit der Harpune erlegt zu werden. Drei Tage lang lebten wir von Gerichten wie Langustenschwänzen an Ayoli auf gebackener Brotfrucht, Langusten-Cremesuppe mit Knoblauch, Papaya und grünen Bananen oder Langustenschwänze in Kokosmilch mit Reis auf offenem Feuer gekocht. Da jedoch das Fischen mit der Harpune eigentlich verboten ist und die Jagdsaison seit einigen Tagen vorbei war, bekamen wir schließlich ein schlechtes Gewissen und ließen den Rest der Tiere in Ruhe ihre Schonzeit genießen.

Hier haben wir unser eigenes kleines Paradies gefunden.
Hier haben wir unser eigenes kleines Paradies gefunden.

Am Strand vor unserem Ankerplatz entdeckten wir bei einem Landgang ein kleines Paradies. Wind und Wellen haben im Laufe der Zeit den Felsen am Ufer so weit ausgehöhlt, dass nur noch ein großer Torbogen stehenblieb. Ging man hindurch so stand man bis zu den Knien in türkisblauem klarem Wasser und die Füße gruben sich in feinen weißen Sand. Ringsherum war dieses Bassin von meterhohen Felswänden eingeschlossen, so dass man das Gefühl hat, in einem privaten tropischen Salzwasserpool zu baden. Auf der anderen Seite des Durchgangs befand sich eine zehn Meter hohe Felsniesche. Hier schlugen wir an einem Abend unser Lager auf und nach einem Bad im Sonnenuntergang entfachten wir ein Lagerfeuer. Zum Abendessen gab es gegrilltes Hühnchen und dazu gab es Rum aus Kokosnüssen und im Anschluss genossen wir den Blick auf einen Atemberaubenden Sternenhimmel. Wäre es nicht gegen zwei Uhr morgens doch langsam kühl geworden, hätten wir wohl für den Rest unseres Aufenthaltes hier übernachtet. Während unseres Aufenthaltes hielten wir immer wieder Ausschau nach „Shaytan of Tortola“, einer Charteryacht, deren Skipper Heinrich wir in Trinidad kennenlernten, wo er sein Boot ganz in unserer Nähe auf dem Trockenen hatte um mehrere große Projekte in Angriff zu nehmen. Er stand uns mit Rat und Tat bei unseren Projekten zur Seite und Paul half ihm mit unserer Kamera, nach einem Brand im Maschinenraum Photos für die Versicherung zu machen. Bevor wir aus Trinidad absegelten, erfuhren wir, dass er im Mai nach Bequia wollte, um dort weiter an seinem Haus zu arbeiten. Auf dem Rückweg vom Einkaufen entdeckte Paul dann endlich den Zweimaster, doch die Person auf dem Vordeck war nicht Heinrich. Beim näherkommen erkannte er dann Jonas, den wir auch in Trinidad getroffen hatten. Jedoch hatten wir von ihm kein Lebenszeichen mehr erhalten und auch per Mail und Facebook war er nicht aufzufinden. Dementsprechend groß war nun die Wiedersehensfreude und die nächsten Tage gestalteten wir mit Kochen am Strand, Schnorchel-Touren und Ausflügen in die Stadt überwiegend gemeinsam. Schnorcheltour Bequia

Grenada

„Du bist wohl wahnsinnig, oder? Du weißt schon, dass da ein Menschenleben nicht viel Wert ist? Außerdem ist der Ankergrund da besch… . Das könnt ihr doch nicht machen!“ Das war die ernüchternde Reaktion von Heinrich, als Paul ihm von unserem Plan für die Hurrikansaison erzählte. Da all die Schäden und Reparationen am Boot unser Budget arg haben schrumpfen lassen, hatten wir uns dazu entschlossen, Amanda-Trabanthea den Sommer über in Chaguaramas vor Anker zu legen. Linn Charlotte würde an Bord bleiben um auf das Boot aufzupassen und Paul würde noch einmal für fast ein halbes Jahr nach Norwegen fliegen, um dort in der Fabrik unsere Reisekasse wieder aufzufüllen. Der Flug von Trinidad aus war bereits gebucht und bis zum Abflugtermin waren es noch knapp drei Wochen.

Dennoch konnten wir diese Warnung von Heinrich nicht einfach in den Wind schlagen, immerhin kannte er sich wirklich aus und es handelte sich um eine lange Zeit. Also was tun? Antwort wusste Jonas: „Legt das Boot doch nach Hog Island, einem kleinen Inselchen umgeben von Mangroven im Süden von Grenada!“ Hierher kam Jonas mit einem Iraner von Trinidad aus, bevor er für einige Wochen bei Heinrich als Mannschaft angeheuert hatte. Nach einigen Diskussionen entschieden wir uns dann dafür, Amanda wirklich für die Sturmsaison auf Grenada zu lassen.

Hog Island sollte für sechs Monate Amandas und Linn Charlottes Zuhause werden.

Da Jonas gerade auf dem Weg zurück nach Kolumbien war, heuerte er für ein paar Tage bei uns als Mannschaft an, um uns mit den wichtigsten Leuten und den Örtlichkeiten bekannt zu machen. Nach einem entspannten Nachttörn kamen wir gegen neun Uhr morgens auf Hog Island an und ankerten an einem der idyllischsten Plätze, die wir bislang erlebt haben. Um uns herum waren nur Mangroven und die einzige Bebauung bestand aus einer kleinen Strandbar, deren Besitzer das Bier mit dem Boot in zwei großen Kühlboxen voll Eis hier her frachtete und deren Beleuchtung von zwei Autobatterien betrieben wurde.  Wettertechnisch war der Platz nahezu perfekt. Hog Island selbst schirmte die Bucht gegen Südwesten, Grenadas Festland gegen Nordwesten und Nordosten ab. Zwei flache Sandbänke sorgten dafür, dass es auch im unwahrscheinlichen Fall, dass der Wind aus Südosten kommen sollte, am Ankerplatz keine größere Welle geben würde, Amanda-Trabanthea war also von allen Seiten geschützt. Die Vegetation war jedoch so flach, dass der Passatwind die Boote im Ankerplatz noch erreicht, zum einen günstig für den Windgenerator, zum anderen hält es die Temperatur an Bord niedrig. Viel Zeit zum Genießen all dieser Idylle blieb uns jedoch nicht. In wenigen Tagen sollte Paul nach Europa fliegen und es gab noch viel zu erledigen: das Boot musste wetterfest verpackt und verankert und der Flug nach Trinidad musste organisiert werden. Nach seinem letzten Besuch kannte Jonas sich jedoch gut aus und war uns dadurch eine große Hilfe uns zurechtzufinden. Außerdem machte er uns mit einer Menge von Leuten bekannt, die auch die Sturmsaison hier verbringen würden und Linn Charlotte sofort ihre Hilfe anboten, falls sie irgendwas benötigen sollte. Am Abend des 20. Mai war es dann soweit. Nachdem alles eingerichtet war und wir es sogar noch geschafft haben, einen Regenfänger zu bauen, damit Linn Charlotte nicht ständig Wasser von Land holen musste, war die Stunde des Abschieds gekommen. Das erste Mal seit über einem Jahr würden wir uns für mehrere Monate nicht sehen. Vom Flughafen aus machte Linn Charlotte sich das erste Mal allein auf den Weg zur Marina und von dort mit dem Dinghy zu unserer Amanda. Paul würde nach Trinidad fliegen und von dort am nächsten Morgen nach Barbados und weiter nach England. Aus dem Flugzeug konnte Paul noch ein letztes Mal einen Blick auf den Ankerplatz werfen, wo das Schlauchboot als kleiner Punkt hinter Amanda zu erkennen war. Mit einem Lächeln ließ er sich erleichtert in den Sitz sinken, in dem Wissen, dass Linn Charlotte heil an Bord angekommen war.